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Kinaree

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Alexandra Hähnel hat ihre Reiselust zur Geschäftsidee verholfen.  Sie hat einen Onlinehandel mit eigenem Ladengeschäft gegründet. Jetzt hat sie sich für den Sonderpreis „Sachsen gründet – Start-up 2019“ beworben.

 

Exotik statt Schweinebraten

ZSCHOPAU — Eigentlich ist es nur schwer vorstellbar, dass Alexandra Hähnel mit einem großen Fleischerbeil eine Rinderlende zerteilt. Doch die 30-jährige Gründerin eines asiatischen Möbelhandels hat genau das gelernt. Sie ist ausgebildete Fleischfachverkäuferin und hat jahrelang in einer Zschopauer Fleischerei nicht nur hinter der Theke gestan- den. „Manchmal war das schon ein Knochenjob“, sagt Hähnel, die aus dem erzgebirgischen Grünhainichen stammt. Nach der Geburt ihrer heute sechsjährigen Tochter musste sie feststellen, dass der Job in der Fleischerei nicht mehr so das Richtige war. „Es hat einfach nicht mehr gepasst, vor allem auch wegen der Arbeitszeiten“, konstatiert die junge Mutter heute.

Der Traum vom eigenen Geschäft reifte in der Elternzeit. Drei Monate lang reiste die junge Familie durch Südostasien, besuchte Malaysia, Hongkong, Singapur, Indonesien und die Philippinen. „Besonders beeindruckt hat uns Thailand“, sagt die reiselustige Gründerin. Dort werde jeder Mensch geschätzt. Eine Maxime, die heute so etwas wie ihre eigene Unternehmensphilosophie ist. „Wenn du nett zu den Leuten bist, kommen sie wieder“, sagt Hähnel, die von sich selbst sagt, dass sie eine Verkäuferin aus Leidenschaft ist.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland war die Geschäftsidee geboren. Schönes und Exotisches aus Holz sollte im Mittelpunkt stehen. Am 30. Juni 2016 wurde das Unternehmen Kinaree gegründet.

Das thailändische Fabelwesen Kinaree, halb Frau, halb mythischer Schwan, ist das Aushängeschild des Ladens in der Zschopauer Innenstadt wie auch das Symbol des Onlineshops. Begonnen wurde ganz zaghaft, zunächst wurden ein paar Möbelstücke über die Internet-Plattform Ebay verkauft, dann richtete ihr Ehemann Robert Hähnel einen Internetshop ein.

Als der erste Container mit Ware aus Thailand in Zschopau eintraf, waren die Zweifel noch groß. „Wir wussten nicht, ob wir uns nicht doch finanziell zu weit aus dem Fenster gelehnt hatten“, sagt Alexandra Hähnel. Doch die Kunden aus dem Erzgebirge zeigten großes Interesse an den exotischen Möbeln und Accessoires. Bei Lagerverkäufen fand das Angebot einen solchen Absatz, dass auch ein richtiges Ladengeschäft in Angriff genommen werden konnte. Inzwischen trifft drei bis viermal im Jahr ein 40-Fuß-Con- tainer in Zschopau ein.

Die Möbel und Einrichtungsgegenstände aus Wurzelholz, recyceltem Teakholz oder Bambus bezieht Kinaree vor allem aus kleineren Familienunternehmen aus der Region Chiang Mai im nördlichen Thailand. Auch von Herstellern auf der Insel Java in Indonesien werden Möbel nach Zschopau verschifft. Im März soll auf einer Reise nach Indien der dortige Markt erkundet werden. „Wir wollen noch eine neue Stilrichtung ins Programm aufnehmen“, erklärt die Kinaree-Chefin. Sie denkt dabei vor allem an sogenannte Loft- Möbel mit industriellem Design.

Den Verkaufserfolg führt die Gründerin auch darauf zurück, dass sie versuchen, die Möbel zu „vernünftigen Preisen“ zu verkaufen. Kleine Wurzelholz-Couchtische, die am häufigsten nachgefragt werden, kosten meist unter 100 Euro. Seit der Gründung ist der Umsatz kontinuierlich gestiegen.

22 Prozent des Umsatzes werden im Ladengeschäft realisiert, 78 Prozent über den Onlineshop erlöst. Rund 30 Prozent des Umsatzes werden inzwischen mit Kunden aus dem Ausland erzielt, selbst in die USA werden ab und zu mal Pakete verschickt.

Aus Heimatverbundenheit hat sich Familie Hähnel ganz bewusst für einen Standort in der Zschopauer Innenstadt entschieden, auch wenn eine große Industriehalle für das Unternehmen als Lagerraum besser geeignet wäre. „Aber unser Unternehmen soll organisch wachsen“, sagt die Kinaree-Chefin, die innerhalb der nächsten zehn Jahre den Umsatz vervierfachen will.

Für die Zschopauer Innenstadt engagiert sich das Ehepaar kräftig. Sie halfen mit, dass sich wieder ein Gewerbeverein gegründet hat. Inzwischen werden jährlich Frühlings- und Herbstfeste veranstaltet und so neue Kunden in die einstige Motorradstadt gelockt. Robert Hähnel, ausgebildeter Informatiker, bietet für andere Geschäftsleute Kurse im Online-Marketing an. „Wir setzen uns dafür ein, dass eine abgeschiedene Region, deren Gewerbe bereits dabei ist auszusterben, wieder aufblüht“, sagt die 30-jährige Gründerin, die darauf hofft, dass auch andere junge Geschäftsleute und Gründer auf Zschopau auf- merksam werden.

Text: Christoph Ulrich

Foto: Uwe Mann

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