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Chemnitzer Start-up entwickelt das GPS für den Innenraum

Die drei Gründer der pinpoint GmbH halten ihre Produkte in die Kamera

Die Technologie der Pinpoint GmbH wird die Art und Weise, wie sich Menschen in Gebäuden zurechtfinden, verändern. Die drei Gründer von Pinpoint wurden deshalb für den Start-up-Preis nominiert.

Das 2021 gegründete Unternehmen Pinpoint entwickelt Ortungssysteme für Innenräume auf der Basis der sogenannten Ultrabreitband-Technologie (UWB). Damit wird ähnlich wie bei satellitengestützten Navigationssystemen wie GPS oder Galileo über das Smartphone eine sehr genaue Positionsbestimmung in Innenräumen möglich. Die Technologie eignet sich beispielsweise für komplexe Gebäude wie Bahnhöfe, Verwaltungs- und Flughafengebäude mit hohem Personenaufkommen oder auch für Sicherheitszonen in Industriegebäuden mit kritischer Infrastruktur. Selbst Supermarktketten interessieren sich für die Technologie. 

Die drei Gründer Marko Rößler (46), Daniel Froß (47) und Thomas Graichen (36) hatten schon vor der Gründung viele Jahre am Lehrstuhl für Schaltkreis und Systementwurf der Technischen Universität Chemnitz an dem Thema gearbeitet. »Nur Forschungsergebnisse zu produzieren war uns irgendwann zu wenig. Die Technologie erschien uns vielversprechend«, erzählte Marko Rößler. »Wir wollen die Satellitentechnik in die Gebäude bringen. Bei der Navigation per Smartphone ist die ‚letzte Meile‘ innerhalb von Gebäuden ein blinder Fleck«, ergänzte Thomas Graichen. Ziel sei es, eine Sitzplatz-genaue Navigation zu ermöglichen. Auf diese Weise könnte beispielsweise ein Konzertbesucher zu seinem reservierten Sitzplatz mittels seines Handys geleitet werden. Auch bei der Deutschen Bahn wird die patentierte Pinpoint-Technologie erprobt, um später einmal die Navigation bis zum reservierten Platz per Smartphone anbieten zu können. Voraussetzung sind Mikrosatelliten, die beispielsweise in Rauchmeldern oder Lampen installiert sind.

Mit dem inzwischen 17-köpfigen internationalem Team bereiten die Gründer die Skalierung auf dem internationalen Markt vor, die voraussichtlich erst ab 2027 erfolgen wird. Denn erst dann sind die notwendigen Chips für die Ultrabreitband-Technologie in der großen Mehrzahl der Smartphones vorhanden. Apple hat die Technologie bereits in einem Chip, einige Android-Anbieter wie Google oder Samsung hatten noch abgewartet, wo die Entwicklung hingeht. Bis die UWB-Technologie in genügend Handys zur Verfügung steht, werden mit potenziellen Kunden die Anwendungsfälle erprobt und weiterentwickelt. Noch sind die Jahresumsätze im sechsstelligen Bereich überschaubar. »Es gibt aber immer wieder Kunden, die ganz neue Ideen für Anwendungen mitbringen«, sagte Rößler. 

Im vergangenen Jahr hatte Pinpoint in Zusammenarbeit mit einem amerikanischen Konzern das von ihnen entwickelte »Indoor GPS« auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorgestellt. »Wir waren weltweit die ersten, die eine solche Innenraum-Navigation auf dem Smartphone präsentieren konnten. Darauf sind wir stolz«, sagte Graichen. Von den Einsatzmöglichkeiten der Technologie überzeugt hatte sich schon 2023 der TGFS Technologiegründerfonds Sachsen. Der TGFS investierte einen siebenstelligen Betrag in das High-Tech-Start-up. »Die Tür für neue Investoren ist aber weiterhin offen«, erklärte Rößler. Ihre Lösung sei skalierbar und schütze auch die Privatsphäre, weil der jeweilige Standort nur auf dem Smartphone errechnet wird. Nur der Nutzer entscheidet, wem er seinen Standort mitteilt. Der Wettbewerb »Sachsen gründet – Start-up 2025« sei eine gute Möglichkeit, die neue Technologie bekannt zu machen, so Graichen.

Text: Christoph Ulrich
Foto: Uwe Mann

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