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Die Chefin des lebenslangen Lernens

Catrin Liebold mit Grundschulkindern in einem Raum der DPFA-Regenbogenschule in Zwickau.

 

Unternehmer des Jahres – Nominierte vorgestellt

Die Chefin des lebenslangen Lernens

 

Catrin Liebold hat die DPFA-Akademiegruppe zukunftsträchtig aufgestellt. Das Unternehmen gehört zu den führenden privaten Bildungsträgern in Sachsen. Die Geschäftsführerin wurde für den Unternehmerpreis nominiert.

Lebenslanges Lernen ist für Catrin Liebold kein abgegriffenes Schlagwort, sondern gehört zur DNA ihres Unternehmens. "Wir wollen Spaß am Lernen vermitteln, bei Kindern die Neugier wecken und dafür sorgen, dass wir diese Neugier als Jugendliche und Erwachsene nicht verlieren", sagt die 48-jährige Geschäftsführerin der DPFA-Akademiegruppe GmbH in Zwickau. Das 1990 gegründete Familienunternehmen gehört zu den führenden privaten Bildungsträgern in Sachsen und im polnischen Niederschlesien.

Lebenslanges Lernen ist für die gelernte Erzieherin und Betriebswirtin ein Alleinstellungsmerkmal der DPFA. "Wir sind Ausbilder und zugleich potenzieller Arbeitgeber", erklärt Liebold. So können die Schüler der sozialen Ausbildungsberufe im Rahmen von Praktika oder mit dem Abschluss ihrer Berufsausbildung in den allgemeinbildenden Schulen eingesetzt werden. Im vergangenen Jahr hat sich das Unternehmen in der beruflichen Ausbildung neu ausgerichtet. "Unser Motto lautet jetzt: Wir machen Soziales", sagt die DPFA-Chefin. Seit dem Schuljahr 2019/2020 konzentriert sich der Bildungsträger in der beruflichen Ausbildung auf die drei Sozialberufe Sozialassistent, Erzieher und Logopäde.

Angefangen hatte das von Liebolds Vater, Professor Dr. Claus Dietz, gegründete Unternehmen mit einem völlig anderen Berufsspektrum. DPFA ist eigentlich die Abkürzung für Deutsche Private Finanzakademie, und 1990 begann das damals junge Unternehmen mit betriebs- und finanzwirtschaftlichen Umschulungen. Später kamen Sozial- und Gesundheitsberufe hinzu, auch in den Bereichen Bauwesen und Technik wurden Ausbildungen und Umschulungen angeboten. 2004 wagte sich die DPFA an die erste Grundschule.

Catrin Liebold war bei der Entwicklung des Unternehmens immer dabei. "Anfangs quasi als rechte Hand meines Vaters, später als Prokuristin", erzählt die Chefin von heute 492 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 2016 übernahm sie die Mehrheit der Gesellschafteranteile. "Die Nachfolgeregelung hat in unserer Familie reibungslos geklappt", versichert sie. Ihr Vater stehe heute im Unternehmensbeirat noch für die Akademiegruppe beratend zur Verfügung.

Die DPFA-Akademiegruppe besteht heute aus den Tochtergesellschaften DPFA-Schulen gGmbH, DPFA-Weiterbildung GmbH und DPFA Europrymus Sp.zo.o im polnischen Zgorzelec. Beschäftigt sind 65 Erzieherinnen und Erzieher, 252 Lehrerinnen und Lehrer sowie 52 Lehrkräfte in der Weiterbildung. 123 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden für Verwaltung und Organisation gebraucht. Besonders stolz ist Liebold auf den hohen Frauenanteil in Führungspositionen. Er liegt bei 75 Prozent. "Manche Mitarbeiter meinen schon, wir bräuchten eine Männerquote", sagt die Geschäftsführerin.

Im laufenden Schuljahr besuchen über 1800 Schülerinnen und Schüler die DPFA-Regenbogenschulen, die Grund- und Oberschulen sowie Gymnasien betreiben. Hinzu kommen 1300 in beruflicher Ausbildung und rund 3300 Teilnehmer bei der DPFA-Weiterbildung. Im Geschäftsjahr 2018/2019 erwirtschaftete die Akademiegruppe einen Umsatz von 28,3 Millionen Euro. Auf keinen Fall will Liebold ihre Privatschulen als Konkurrenz zu staatlichen Schulen sehen. "Wir sind eher eine Ergänzung. Aber wir wollen ein Innovationsmotor für den Schulbereich in Sachsen sein", erklärt die Unternehmerin. Deshalb setze sie sich auch für gleiche Rechte der privaten und staatlichen Schulen ein. Derzeit arbeitet die Akademiegruppe an einem medienpädagogischen Konzept, um den Digitalpakt umzusetzen. In den kommenden fünf Jahren stehen der DPFA dafür insgesamt 1,5 Millionen Euro aus Fördermitteln zur Verfügung.

Die DPFA hat allerdings auch mit dem Lehrermangel zu kämpfen und stellt zunehmend Seiteneinsteiger ein. "Wir setzen auf Lehrer, die Leidenschaft für Pädagogik mitbringen. Bei uns können sie sich entfalten und mitgestalten, eigene Projekte oder AGs entwickeln", versichert Liebold. Zum Schutz der Beschäftigten wurde in der DPFA-Weiterbildung eine Akademie für Arbeitsgesundheit gegründet. Sie hat die Aufgabe, im Unternehmen für ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement zu sorgen. "Stressbewältigung und Prävention gehören zu den Kernaufgaben der Akademie", erklärt die Chefin. Die Leistungen der Akademie werden aber auch externen Unternehmen, pädagogischen Einrichtungen und Verwaltungen angeboten.

Seit 1998 engagiert sich die Akademiegruppe mit dem Kinder- und Jugendförderprojekt "start off" gegen Schulverweigerung und für die Reduzierung der Schulabbrecherquote. "Meist geht es dabei um Kinder mit sozialen und emotionalen Defiziten. Und wir müssen feststellen, dass die Problemkinder immer jünger werden", sagt die Erziehungsexpertin. Im Rahmen des Projekts seien schon mehr als 210 Kinder und Jugendliche betreut worden.

Die zum Umfeld des Unternehmens zählende Professor-Dr.-Claus-Dietz-Stiftung setzt sich vor allem für einen chancengerechten Zugang zu Bildungsangeboten ein. Mit dem seit 2009 unter der Regie der DPFA vergebenen Technikerpreis versucht das Unternehmen, etwas Lobbyarbeit für den Beruf des staatlich geprüften Technikers zu machen. Seit diesem Jahr fördert das Unternehmen im Rahmen des Programms Deutschlandstipendium eine Studentin an der TU Chemnitz. "Alles, was wir tun, machen wir, um die Wichtigkeit der Bildung herauszustellen und Talente zu fördern. Wir wollen die Kinder auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten", versichert die Unternehmenschefin.

Text: Christoph Ulrich

Foto: Uwe Mann

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