Der Wettbewerb »Sachsens Unternehmer:in des Jahres« startet in die Jubiläumssaison. Teilnahme lohnt sich. Neben viel Renommee winkt ein traumhafter Preis.
Małgorzata Chodakowska ist bereit – wie immer Ende November, wenn die Bildhauerin einen besonderen Auftrag aus dem Dresdner Haus der Presse erwartet: »Die Träumende« – 1,10 Meter hoch, 40 Kilo Bronze veredelt mit 100 Bögen Blattgold im Wert eines Kleinwagens, tatsächlich aber unbezahlbar. Denn die Skulptur ist die Siegertrophäe im Wettbewerb »Sachsens Unternehmer:in des Jahres«. Und weil sie kein Wanderpokal ist, sondern dem Sieger oder der Siegerin gehört, wird die Grazie in jedem Jahr aufwendig neu gefertigt. Und das nunmehr zum 20. Mal.
Die Künstlerin, 1965 im polnischen Łódź geboren, hat in den 1980ern in Warschau und Wien studiert und die weibliche Schönheit zu ihrem Thema gemacht – in Holz, in Bronze und immer öfter in Verbindung mit Wasser. Seit 23 Jahren lebt und arbeitet sie in Dresden. Ihre sinnlichen, gertenschlanken und meist frauhohen Figuren schmücken private Gärten ebenso wie öffentliche Plätze und Brunnen.
Aber diese Eine prägt ihr Schaffen besonders. Angefangen hat es 2005, als die Sächsische Zeitung den Unternehmerpreis ins Leben gerufen hatte – als Anerkennung und Bühne für Sachsens Mittelstand. Er ist das Rückgrat der hiesigen Wirtschaft, steht aber oft im Schatten von Großbetrieben, welche die Politik zu Leuchttürmen auserkoren hat. Zu Unrecht. 95 Prozent der Unternehmen im Freistaat haben weniger als 50 Beschäftigte. Dennoch sind sie es, die als wichtigster Arbeitgeber und Ausbilder alles am Laufen halten. »Das gehört gewürdigt«, so damals das Ansinnen.
Der Idee haben sich in der Folge auch die Freie Presse in Chemnitz, die Leipziger Volkszeitung sowie der MDR verschrieben. So erlebt der Wettbewerb die größtmögliche mediale Aufmerksamkeit im Freistaat. Bei der Preisverleihung im Frühjahr in Dresdens Gläserner VW-Manufaktur ist es Tradition geworden, dass Sachsens Ministerpräsident die Sieger verkündet.
Werner Maiwald, Ex-Chef des Elektronikdienstleisters BuS Elektronik in Riesa, war im Mai 2006 der Erste, der die Skulptur in Empfang nehmen durfte. Viel Wasser ist seitdem die Elbe hinab geflossen, eine Menge hat sich verändert. Der Gründer feierte gerade seinen »86.«, ist längst in Rente und sein Lebenswerk als Neways Electronics Riesa in holländischer Hand.
So ist das Leben: Ein Kommen und Gehen, aber eine bleibt: »Die Träumende«. Sie steht im Foyer der Unternehmen, im Flur, im Beratungsraum und einmal sogar eine Zeit lang in einem Wasserbecken – wie bei Werner Deharde und Sohn Maximilian von der Lausitzer Früchteverarbeitung GmbH in Sohland, den Siegern von 2017 – bis sie der Juniorchef mit nach Hause nahm.
Doch in der Regel findet die Grazie einen Platz, wo sie von vielen gesehen wird: Gästen, Kunden und in jedem Fall von den eigenen Beschäftigten, ohne die ihre Chefs und Chefinnen nicht erfolgreich und auf dem Siegerpodium gelandet wären. Ja, es gab auch Siegerinnen – wie 2014 Katja Hillenbrand, Chefin des Sensorherstellers Micas AG in Oelsnitz. »Die Träumende« versinnbildliche Miteinander, Wertschätzung und Zukunft in ihrem international tätigen Technologieunternehmen, sagt sie über die Trophäe.
Für Wolfgang Groß, Chef der Fit GmbH in Zittau, ist sie »eine schöne Erinnerung daran, nicht aufzugeben, auch wenn es schwierig oder manchmal auch aussichtslos scheint«. Den Preis hatte er 2011 gewonnen, nachdem Fit den schweren Rückschlag durch die Neiße-Flut überlebt hatte. Heute ist der Spül- und Waschmittelhersteller die Nummer zwei in Deutschland, will der Gründer, gerade 73 geworden, sein Lebenswerk verkaufen. Da liefert so ein Preis durchaus wertsteigernde Argumente.
Manchmal ging er auch an ein Duo oder ein Trio – wie 2016 an Christian Jakschik und seine Söhne Alexander und Stefan, die den Löbauer Filtertechnik-Hersteller ULT AG seit einiger Zeit alleine führen. Zuletzt hatten Michael Creutzer und Patrick Schöne von der Leipziger Mobility Center GmbH die Nase vorn. Ihr Carsharing-Unternehmen ist besser bekannt als Teilauto.
Jedes Jahr wird eine neue Skulptur geboren: im polnischen Zakopane. Dort betreibt Tomasz Ross, ein langjähriger Freund von Małgorzata Chodakowska, eine kleine Gießerei. Doch die Wiege steht in deren Atelier in Dresden-Pillnitz, mitten im Weinberg ihres Mannes, des Öko-Winzers Klaus Zimmerling. Dort erhält der Rohling in wochenlanger Feinarbeit den letzten Schliff und sein dünnes Goldkleid.
Die Schwestern der Kleinserie sind nur scheinbar identisch, ihre Mutter könnte alle unterscheiden. »Es ist wie bei Zwillingen, die auch nicht gleich sind – ob an den Lippen, den Augen oder anderswo«, so Chodakowska. »Die Erste ist immer die Schwierigste und die Letzte immer die Schönste.«
Chodakowkas Arbeiten sind weltweit gefragt, verschwinden aber oft in Gärten und Villen gut Betuchter. Das macht sie traurig. Umso mehr freue sie sich, dass »Die Träumende« als Wirtschaftspreis im Licht der Öffentlichkeit steht »und Harmonie, Ruhe, Träume verbreitet – gerade in komplizierten Zeiten wie diesen«.
Über 1.500 Bewerbungen gab es bislang im Rahmen des Wettbewerbs – auch für Sonderpreise wie für das Start-up des Jahres, die meisten aber für »Die Träumende«. Wer sie will, muss sich bewerben oder vorgeschlagen werden. Die Damen stehen auf Erfolgstypen, aber Herz müssen sie auch haben: für ihre Belegschaft, die Region, die Umwelt. Sie sollten mutig sein, weitblickend, gern ein bisschen verrückt – eben was Besonderes. Im besten Fall werden ihre Visionen eins mit den Träumen der Statue.
Das Potenzial ist groß. Laut Datenbank der Wirtschaftsauskunftei Creditreform erfüllen rund 10.000 inhabergeführte Unternehmen mit Sitz oder Standort in Sachsen die Bedingungen. Und für das lukrative Mediapaket, Preis für das beste Start-up, kommen etwa 4.000 Gründeradressen infrage.
»Die Träumende« ist nicht käuflich, aber zu haben: Ab diesem Sonnabend und bis zum 14. Februar können sich Unternehmerinnen und Unternehmer um sie bewerben oder auch vorgeschlagen werden. Es sind nur ein paar Klicks zum Traumpreis!
Text: Michael Rothe, Sächsische Zeitung
Foto: Michael Schmidt