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Ein mobiler Stromer

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Unternehmer des Jahres – Nominierte vorgestellt

Mit mobilen Häckslern und Stromgeneratoren bedient die Pirnaer Firma Denqbar eine Nische - erfolgreich im Internet.

Der Ritterschlag traf ihn vor einem Jahr. Im Oktober 2015 bekam Jörg Schwarzwälder einen Anruf. Ihm wurde mitgeteilt, dass eines seiner Produkte, ein mobiler, benzinbetriebener Stromgenerator, mit dem Deutschen Design Award ausgezeichnet werden soll. „Das hat uns sehr gefreut und in der Branche viel Aufmerksamkeit gebracht“, sagt er. Nun liegt im Besprechungsraum seiner bescheidenen Pirnaer Unternehmenszentrale ein dicker Wälzer. Darin verzeichnet sind alle Preisträger des 2016er-Design-Awards. Die aufgeschlagene Buchseite zeigt einen knallblauen Generator, der per Funk angeschaltet werden kann und über eine Batterie zum Speichern der Energie verfügt. Der Zusatz „Inverter“ verrät dem Fachmann, dass der Generator Wechselstrom produziert. Sensible Elektronik – wie Laptops, Smartphones oder Rasierapparate – kann bedenkenlos an seine Steckdose angeschlossen werden. Das ist das Premiummodell der Firma Denqbar (sprich: denkbar) von Jörg Schwarzwälder. Der 44-Jährige hat sich mit seinem Unternehmen auf drei Werkzeuggruppen spezialisiert: mobile, benzinbetriebene Häcksler, Rüttelplatten und Stromgeneratoren. Letztere sind das Herzstück der Firma. Camper, Kleingartenbesitzer, Hausbauer oder Menschen, die sich für den Notfall rüsten, kaufen sie ihm ab – ausschließlich im Internet. „Wir wollen die Leute ansprechen, die gern selbst anpacken“, sagt Schwarzwälder. Für sie, nicht für professionelle Baufirmen, sind seine Geräte gedacht. Und weil er auf seine Kunden hört, danken sie es mit freundlichen Bewertungen oder Hinweisen, wie die Produkte noch besser werden können.

Angefangen hatte alles viel kleiner. Jörg Schwarzwälder, ein gebürtiger Pfälzer, ist auf dem Land nahe Ludwigshafen aufgewachsen, in einer typischen Weinbauregion. Sein Opa und Uropa waren noch richtige Winzer. Der Vater investierte nicht mehr in die Weinpflanzen, sondern in Maschinen, die die Arbeit auf dem Weinhang erleichtern sollten. Häcksler gehörten auch dazu. In den 1990er-Jahren kam Jörg Schwarzwälder mit der Telekom nach Dresden. Er blieb in der Stadt und studierte Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität. „Freunde, Familie, Beruf – hier hat alles gepasst“, sagt Schwarzwälder in seiner ruhigen Art mit dem leichten Pfälzisch auf der Zunge.

Sein 30. Geburtstag markiert einen Einschnitt. Im Jahr 2002 beschließt Jörg Schwarzwälder, sich als Einzelunternehmer selbstständig zu machen. „Ich habe mich so lange im Studium gequält, da musste danach etwas passieren“, sagt er heute. Er suchte Firmen, die Motorsensen bauen konnten. Als einer der ersten Anbieter in der Region versuchte er sich auf einem ganz jungen Geschäftsfeld: dem Electronic Commerce, kurz eCommerce. „Den Gedanken, Waren ausschließlich über einen Online-Shop zu vertreiben, steckte damals noch in den Kinderschuhen“, sagt Schwarzwälder. Als er das erkannt hatte, baute er seine Idee konsequent aus.

Die Vorteile lagen schon seinerzeit für den jungen Unternehmer auf der Hand: Potenziell weltweiter Vertrieb, geringe Personalkosten, kein Kontakt mit Kunden im Geschäft oder im Lager, sondern ausschließlich im Internet. „Die direkten Rückmeldungen von Kunden sind für uns sehr wertvoll“, sagt Schwarzwälder. Mit den Hinweisen der Selfmademen kann er seine Produkte verbessern. „Mancher Tipp hat uns schon zu neuen Patenten verholfen“, sagt er. Heute verkauft er seine Produkte vor allem in Westeuropa, Südamerika, Asien und Australien. „Der größte Markt für Stromgeneratoren ist zwar Afrika“, sagt Schwarzwälder. „Auf dem Kontinent muss die Ware aber vor allem günstig sein. Aspekte wie Lärm oder Emissionen spielen dort keine große Rolle.“ Also überlässt er diesen Kontinent komplett der Konkurrenz – und konzentriert sich lieber darauf, dass seine Generatoren noch leiser und umweltfreundlicher werden. Diese Bemühungen wurden auch schon mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ gewürdigt. Produziert werden alle Denqbar-Produkte in Deutschland, Shanghai und Norditalien. Dabei kooperiert die Firma mit großen Unternehmen wie BASF oder Continental. Das ist Teil der Strategie: Eine Tochterfirma, die Denqbar Shanghai, kauft an den jeweiligen Fertigungsstandorten Produkte auf. „Alles, was Denqbar verkauft, wird nur für uns hergestellt“, sagt Schwarzwälder. So behält er die Kontrolle über die Designs und die Funktionalität aller Geräte. Diese werden in Pirna stichprobenartig überprüft. In der Firmenzentrale sitzen alle elf Mitarbeiter. Hier wird nur verkauft und repariert, im Regallager stapeln sich die Ersatzteile. Die Branche sei aber eher eine Nische, dessen ist sich Jörg Schwarzwälder bewusst. Aber als die deutsche Bundesregierung im Spätsommer ihre Bürger aufrief, besser für den Notfall vorzusorgen, stieg bei Denqbar der Absatz rapide an. „Innerhalb einer Woche waren alle 200 Stromgeneratoren, die wir auf Lager hatten, verkauft“, sagt Schwarzwälder. Vor einem Jahr hat er mit all seinen Geräten einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro erzielt. „In diesem Jahr schaffen wir diese Summe allein mit unseren 5 000 verkauften Stromgeneratoren.“ Im Energie-Sektor konnte er mit seinem Team dieses Jahr den Umsatz um 70 Prozent steigern.

So ist denn auch das Ziel fürs nächste Geschäftsjahr klar: „Wir wollen bei den Stromgeneratoren in Deutschland Marktführer werden.“ Langsames, nachhaltiges Wachstum sei sowieso die Maxime. Auch als er vor 14 Jahren sein Unternehmen gründete, nahm Jörg Schwarzwälder keinen Kredit auf. Deshalb konnte seine Firma schwierige Monate während der Finanzkrise gut schultern.

Um sein Ziel zu erreichen, wünscht sich Jörg Schwarzwälder vor allem zwei Dinge: erstens einen deutlich größeren Firmensitz. Die jetzigen 300 Quadratmeter im Gewerbegebiet auf dem Pirnaer Sonnenstein seien viel zu klein. „2 000 Quadratmeter wären schon gut. Dann könnte ich wieder alle Produkte vor Ort lagern und müsste keinen Logistiker mehr in Dresden zusätzlich buchen.“ Zweitens sucht er mehr Fachkräfte für Vertrieb und Service. „Ich brauche unbedingt Mitarbeiter, die Fremdsprachen beherrschen.“ Französisch und Italienisch seien jetzt besonders gefragt.

www.denqbar.com

Text: Franz Werfer
Foto: Milauer

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