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Eine Sternstunde für Lehrer und Schüler

Das Dresdner Start-up 45minuten machte in der Pandemie aus der Not eine Tugend - und eine Geschäftsidee: eine digitale Plattform für Unterrichtsmaterial. Ein Kandidat für den Gründerpreis.

Corona hatte im Rückblick auch Gutes: In der Not wurden neue Ideen geboren, um negativen Folgen der Pandemie zu begegnen. Eine heißt 45minuten und ist eine digitale Plattform für Unterrichtsmaterialien.

Die Geschichte der Gründer Robert Reuther (34) und Saskia Rhiza (31) begann im Frühjahr 2020, als Schulen geschlossen waren und Unterricht nur Online stattfinden konnte. Die zwei Dresdner fingen an, Lehrfilme und Arbeitsmaterial für Homeschooling kostenlos via YouTube zur Verfügung zu stellen.

»Schnell erwuchs in den sozialen Medien eine größer werdende Community mit dem Wunsch nach weiterem Unterrichtsmaterial«, blickt Robert Reuther - zehn Jahre Lehrer für Religion, Deutsch, Ethik - zurück. So sei das Konzept der »Sternstunden« entstanden, unter Pädagogen ein geflügeltes Wort für besonders gelungenen Unterricht.

Die Lehrkräfte hatten aus eigener Erfahrung einen großen Zeitfresser in ihrer Arbeit ausgemacht: die Unterrichtsvorbereitung. »Dabei wurde jedes Thema schon in zig Varianten aufbereitet«, sagt Saskia Rhiza. »Warum also nicht einfach erprobtes Material in einen Pool werfen, damit alle davon profitieren können«, so die mehrjährige Gymnasiallehrerin für Deutsch, Geschichte und Mathe.

Das Modell: selbst etwas beitragen oder Abo nutzen

Die Website www.45-minuten.de bietet vollständige Stundenvorbereitungen samt Verlaufsplan, Arbeitsmaterial und Lösungsblättern an. Noch immer können Lehrkräfte durch Einreichen einer eigenen Präsentation unentgeltlich auf nunmehr fast 2.800 Stunden zugreifen. Sie werden vorab auf Vollständigkeit, didaktische Eignung und Urheberrechte geprüft. Die Downloads sind vor allem für Seiteneinsteiger eine Hilfe. Wer selbst nichts beisteuern möchte, kann ein Abo-Modell nutzen – ein Angebot für alle Schulformen, Klassenstufen und Fächer. Mittlerweile gebe es rund 1.000 Kunden im deutschsprachigen Raum, sagt Robert Reuther, der die geschützte Marke sogar weltweit etablieren will. Die Plattform wachse monatlich um 50 bis 60 Sternstunden.

Das Geschäftsmodell funktioniert. »Die Umsätze lagen zuletzt bei 18.000 Euro im Monat und haben sich im Vergleich zum 1. Quartal vervierfacht«, sagt Reuther und bilanziert bereits 2024 schwarze Zahlen. Der Instagram-Account mit 77.000 Followern generiere zusätzlich Gewinne aus Kooperationen mit Bildungsträgern. »In Deutschland gibt es eine Million Lehrkräfte. Würden uns nur ein Prozent unterstützen, wäre das ein Riesenerfolg«, ergänzt Saskia Rhiza.

Das Paar hat sich vom Lehrerdasein verabschiedet und ins Abenteuer Selbstständigkeit gestürzt. Kurz vor Weihnachten wurde aus Reuthers Einzelfirma eine gemeinsam geführte GmbH, die von je zwei freien Mitarbeiterinnen und Programmierern unterstützt wird.

Von der steigenden Qualität des Unterrichts profitieren nicht zuletzt die Lernenden – womöglich auch der Sohn der beiden Gründer, der im nächsten Jahr in die Schule kommt. Die auch optisch ansprechenden Sternstunden bieten die Möglichkeit eines innovativen, lebensnahen und modernen Unterrichts. Das Echo: Zustimmung, Begeisterung und Dankbarkeit in den sozialen Netzen. 45minuten zählt allein auf Instagram 77.000 Follower. Die wachsende Community bescherte 2024 den Publikumspreis bei Sachsens Gründerpreisverleihung. Und der soziale Aspekt fand unlängst mit dem Social Design Award des Spiegel-Verlags Anerkennung. Womöglich winkt nun im Mai auch der Gründerpreis im Rahmen des Wettbewerbs »Sachsens Unternehmer:in des Jahres«.

Der Wettbewerb Sachsens Unternehmer:in des Jahres ist eine Initiative von Sächsischer Zeitung, Freier Presse, Leipziger Volkszeitung und MDR sowie von Volkswagen Sachsen, LBBW, der Schneider + Partner Beratergruppe, der Gesundheitskasse AOK PLUS und »So geht sächsisch«.

Text: Michael Ulrich
Foto: 45minuten/Hanna Luise Reszö

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