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Von Oederan in die digitale Welt

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Unternehmer des Jahres – Nominierte vorgestellt

Die Firma Mailingwork sorgt dafür, dass Unternehmen schnell Informationen an Kunden und Partner übermitteln können.

Die alte Schönherr-Fabrik in Chemnitz ist Symbol für eine gelungene Symbiose von Tradition und Moderne. Einst wurden hier erfolgreich Webstühle gebaut. Jetzt haben sich in dem Gelände zahlreiche kleine Dienstleister angesiedelt. Mit knapp 50 Mitarbeitern eine der größten Firmen ist Mailingwork. Der IT-Dienstleister sorgt dafür, dass Unternehmen schnell Informationen an Kunden und Partner übermitteln können.

Angefangen hat alles mit einer Annonce in der Freien Presse. Torsten Gneuß hatte schon früh die Chancen des Internets erkannt. Als Angestellter konnte er seine Visionen jedoch nicht entsprechend entwickeln. Zwei Jahre nach seiner Ausbildung zum Informationselektroniker in Leipzig machte er sich deshalb 1998 als Dienstleister für die Programmierung von Internetseiten selbstständig. Schon bald suchte er einen Gleichgesinnten. Auf sein Inserat meldete sich auch Jörg Arnold, damals noch Student in Dresden. Neben dem Interesse für das Internet gab es noch weitere Gemeinsamkeiten: Beide stammen aus Oederan – und die Chemie stimmte. Doch schon bald wurde klar, dass Webseitenprogrammierung kein Job für nebenbei ist. 1998 wurde w3work gegründet.

Es war allerdings keine einfache Zeit damals. Die erste Internetphase befand sich auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung, 2000 kam die Krise der sich bis dato rasch entwickelnden Internetbranche. Gleichzeitig gründeten die beiden jungen Sachsen Familien. Aber sie hatten Gespür und Visionen. Für die Teilnahme an der damals größten Internetmesse in Berlin setzten sie finanziell alles auf eine Karte. „Wir haben unser ganzes Geld zusammengekratzt“, sagt Gneuß. Der Mut zahlte sich aus und w3work gewann dort wichtige Kunden. Den entscheidenden Entwicklungsschub brachte jedoch ein Kunde. Er wollte rund 200 Einladungen zur weltgrößten Computermesse Cebit in Hannover versenden. Postalisch ist das sehr aufwendig und teuer, elektronisch jedoch ein Klacks. Dieser Auftrag brachte die noch junge Firma auf eine Idee – und diese später den Durchbruch: Die 2001 entwickelte Software Mailingwork war eine der ersten deutschen E-Mail- Marketinglösungen. Mit riesigem Potenzial. Aber das ahnten damals die Firmengründer noch nicht.

Bereits wenige Jahre und wesentliche Überarbeitungen später hatte sich die Software als elektronisches Werkzeug für die Kommunikation über mehrere verknüpfte Kanäle wie Mails, Briefe, SMS oder Faxnachrichten bundesweit etabliert. 2008 hatte Mailingwork rund 400 Kunden und versendete in deren Auftrag rund 20 Millionen E-Mails im Monat. Die Software wurde ständig weiterentwickelt. Und so kamen immer neue und größere Kunden hinzu. „Wir waren einfach mutig und begeistert von dem Medium“, meinte Arnold. Daran habe sich nichts geändert: „Wir leben digital.“ Zu den Kunden gehören unter anderem die Messen in Frankfurt am Main, Nürnberg und Köln, die Biokette Denns, Daimler, die Chemnitzer Textilfirma Bruno Banani oder die DZ Bank. Der Tüv setzt die Software auch international in seinen Auslandsfilialen ein.

Das Chef-Tandem strahlt Harmonie aus und ergänzt sich offenbar sehr gut: Torsten Gneuß ist technikbegeistert und grundoptimistisch. Er verantwortet den kaufmännischen Bereich sowie den Vertrieb. Der rationalere Jörg Arnold kümmert sich um Technik und Entwicklung. Beide sind Visionäre, sitzen zusammen in einem kleinen Büro, tauschen sich oft aus und finden schnell einen Konsens. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Und wenn ein Plan mal nicht so wie erwartet aufgeht, dann war es eine Gemeinschaftsentscheidung und kein Grund für Zwistigkeiten.

Das Unternehmen wächst rasant. Die Firmengruppe zählt mittlerweile rund 60 Mitarbeiter – vom Softwareentwickler bis zum Projektmanager. 46 davon arbeiten im Bereich Mailingwork, der 2013 in die Schönherr-Fabrik umgezogen ist und zu diesem Zeitpunkt rund 50 Millionen Mails im Monat versendete. w3work befindet sich weiterhin in Oederan und wird künftig die Beratungsleistungen im Online-Marketing weiter ausbauen. „Viele Firmen sind mit den zahlreichen elektronischen Möglichkeiten überfordert, deshalb bauen wir unsere Beratungsleistungen aus“, sagt Gneuß. Wichtig ist den beiden, dass bei all dem Spaß am Business die Familie nicht zu kurz kommt. Sie ist Kraftquelle und Motivation. Jeder der beiden hat zwei Teenager zu Hause, und die stellen ihre Eltern oft vor neue Herausforderungen. Fast nebenbei haben die beiden Firmenchefs sich bei den Wirtschaftsjunioren Freiberg eingebracht. Den Einklang von Karriere und Privatleben haben sich beide unter anderem durch ein Coaching erarbeitet. „Es ist sehr förderlich, wenn mal ein Dritter draufschaut“, meint Arnold, der dem Coaching zu Beginn sehr skeptisch gegenüberstand. Mittlerweile wurde diese Begleitung auf viele Teammitglieder ausgedehnt. Denn die Mitarbeiter sollen künftig noch mehr Kompetenzen erhalten und Verantwortung übernehmen.

Etwas bewegen wollen die Mittelsachsen auch bei Menschen, denen es nicht so gut geht wie den meisten von uns. Bereits seit einigen Jahren unterstützen sie das Dorf Mangoto in Tansania. „Wir wollen Menschen eine Perspektive geben“, so die einhellige Meinung.

www.mailingwork.de

Text: Ramona Nagel, Chemnitz
Foto: Uwe Mann

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