Teilnehmer

Petra Wallasch

Rapidobject GmbH 

Geschäftsführerin

Aus welchen Gründen sollten Sie die Auszeichnung »Sachsens Unternehmer:in des Jahres« erhalten? 

Bereits seit 2006 mache ich mich für die Zukunftstechnologie 3D-Druck stark. Als Geschäftsführerin der RT Reprotechnik hatte ich damals die Vision, unser auf 2D-fokussiertes Geschäft um den 3D-Druck zu erweitern und habe seither immer an diese Technologie geglaubt. Zum Beispiel sollten Architekten neben ihren großformatigen Drucken und den Bauplänen auch ihre Architekturmodelle zur besseren Visualisierung für ihre Kunden bei uns in Auftrag geben. Letztlich hat mich der Glaube an die Technologie bestärkt, die damals von mir gegründete 3D-Druck-Sparte als Management Buy-out in 2010 aus dem Unternehmen herauszulösen, weil die damaligen neuen Gesellschafter nicht an die Zukunft des 3D-Drucks geglaubt haben.

Ich ging aufs Ganze und habe zusammen mit meinem damaligen Azubi und einem 3D-Drucker begonnen. Ich wusste, dass man für dieses Geschäftsfeld neue Wege gehen muss. Wir waren zu diesem Zeitpunkt der weltweit erste Online-Shop für 3D-Druck und wir wollten die Dinge so bereits in 2006 anders angehen. Unser Community-orientiertes Konzept eines „Shop in Shops“ war neu und bot den Endanwendern die Möglichkeit, ihre eigens kreierten Designs, zum Beispiel für personalisierte USB- Sticks oder Spielfiguren, über unseren Online-Shop anzubieten. Kauften Nutzer über unseren Online- Shop, haben wir die Modelle im 3D-Druck hergestellt und versandt. So profitierten Designer und Laien, die ihre Designs direkt vertreiben konnten, ohne vorher in Vorleistung gehen zu müssen. Als Pioniere in dem Gebiet haben wir versucht die 3D-Druck-Technologie massentauglich zu vermarkten. Das ist nun 16 Jahre her. Der Azubi ist mir und dem Unternehmen treu geblieben und leitet inzwischen unseren Vertrieb. Aus einem Drucker sind inzwischen eine Vielzahl für die verschiedensten Verfahren und Materialien geworden und neben diesem ersten Mitarbeiter sind 34 weitere Mitarbeitende an Board gekommen. Vieles hat sich seitdem verändert und die Ausrichtung des Unternehmens ist heute eine andere als zu Beginn. Vom Endkonsumenten hin zum industriellen 3D-Druck mit Prototypen, Ersatzteilen & Serien über 50.000 Stück.

Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, im dynamischen 3D-Druck Umfeld organisch und somit unabhängig von Investoren zu wachsen. Wir konnten kontinuierlich immer neue Geschäftsfelder in unserem Unternehmen etablieren, sodass wir unseren inzwischen über 20.000 Kunden aus verschiedensten bestimmenden Wirtschaftsbranchen als 3D-Druck Lösungsanbieter alle Leistungen aus einer Hand anbieten können, getreu unserem Motto: Ideen zum Anfassen.

Was mich damals angetrieben hat, bestimmt auch heute noch meinen unternehmerischen Ehrgeiz. Mir geht es vor allem darum, dass Rapidobject auch noch in Jahrzehnten existiert und sich immer wieder erfolgreich neu erfindet, so dass wir die Zukunft in entscheidender Weise mitgestalten können.

Damit dies gelingt, erweitern wir kontinuierlich unsere Geschäftsfelder. Neben der klassischen Auftragsproduktion sowie der Konstruktion und der Produktentwicklung, haben wir 2022 den neuen Geschäftsbereich Consulting eröffnet. Hier unterstützen wir mittelständische Unternehmen dabei, den 3D-Druck für ihre Anwendungen nutzbar zu machen. Wir befähigen sie mit unserer über 15-jährigen erarbeiteten Expertise zu 3D-Druck Experten und ermöglichen ihnen einen leichten Einstieg in die Materie bis hin zur Planung, Investition und Umsetzung von eigenen 3D-Druckanlagen. So unterstützen wir unsere Kunden im Mittelstand bei der Digitalisierung. Wir ermöglichen es ihnen Innovationen besser entwickeln zu können, Marktchancen zu realisieren, und unabhängiger von langen Lieferketten zu sein. Hierdurch stärken wir den industriellen Mittelstand in Sachsen und Mitteldeutschland, aber auch in ganz Deutschland.

Mir ist es wichtig, dass der industrielle Mittelstand sichtbar und zukunftsfähig bleibt. Dafür setze ich mich auch im Industrieausschuss der IHK Leipzig und als Teil der Vollversammlung der IHK Leipzig ein.

Neben der kontinuierlichen Erschließung von neuen Geschäftsfeldern engagieren wir uns mit unserer eigenen In-House-Abteilung auch intensiv im Bereich Forschung & Entwicklung. Dies in einer Branche, die eigentlich fast nur auf Fremdbestellung druckt. In den vergangenen Jahren konnten wir bedeutende Forschungsprojekte abschließen und marktfähig machen. Darunter Projekte für verbesserte Anwendungen, neue Materialien und nachhaltigere Bauteile. Weitere Projekte stehen kurz vor dem Abschluss und andere wegweisende Projekte bereits in Planung, unter anderem in Kooperation mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig.

Damit sich unser Unternehmen weiterentwickeln kann, brauchen wir fähige Köpfe mit agilem Mindset im Team. Hierzu haben wir ein internes Schulungsprogramm entwickelt, dass unseren Mitarbeitenden die Möglichkeit bietet sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Unsere in diversen Branchen erarbeitete Kompetenz und Expertise nutzen wir auch, um kleine und mittelständische Unternehmen für die faszinierenden Dimensionen und Vorteile des 3D-Drucks zu begeistern und sie gemeinsam mit uns aufs nächste Level zu bringen. Wir bieten unseren Kunden deshalb kostenfreie Webinare zu unterschiedlichen Themen rund um den 3D-Druck an. Diese Schulungen sollen Ingenieuren, Konstrukteuren, Produktentwicklern und Führungskräften zeigen, welche maßgeblichen Vorteile diese Schlüsseltechnologie bietet, um Bauteile zu entwickeln, herzustellen, sogar in Serienproduktion. Alleine im vergangenen Jahr konnten wir mit unseren online basierten Webinaren mehrere Hundert Interessenten von Unternehmen informieren, schulen und Wissen aufbauen.

Ich habe immer Wert daraufgelegt, dass wir organisch und kontinuierlich wachsen. Und stets so, dass die Organisation „mitkommt“. In 2022 konnten wir unser Umsatzziel um 30% übertreffen, da die Nachfrage nach unseren innovativen Entwicklungs- und Herstellungskonzepten überdeutlich anzog. Um unsere qualitative Marktführerschaft weiter auszubauen, investieren wir in konsequenter Weise. In 2022 betrug unsere Investitionsvolumen 1 Mio. €. Die Mittelverwendung betraf neue 3D-Druck- Technologie und die weitere Softwareentwicklung. Außerdem investierten wir, um weitere Digitalisierungsmaßnahmen voranzutreiben. Dies betraf unter anderem die Auftragssteuerung und den Versand. Zudem haben wir eine neue Website entwickelt, um potenzielle Kunden von A bis Z, aus der Automobilbranche bis zum Zahntechniker, noch gezielter „abholen“ zu können.

Die investitionsträchtige und zukunftsgerichtete Weiterentwicklung von Rapidobject betraf auch das Thema Nachhaltigkeit. Der 3D-Druck ist bereits ein nachhaltigeres Produktionsverfahren, da nur so viel Material verbraucht wird, wie auch für das Bauteil benötigt wird. Das reichte uns jedoch nicht aus. Bei Rapidobject reduzieren wir aktiv unseren CO2- Ausstoß, anstatt für „rein rechnerisch klimaneutrale“ Klimaschutzzertifikate zu zahlen. Hierzu lassen wir uns jährlich unseren CO2-Fußabdruck durch das finanzdatenbasierte CO2-Bilanzierungs- und Controllingsystem des Start-Ups Global Climate berechnen. Mit den Ergebnissen konnten wir Emissionstreiber identifizieren und konkrete Maßnahmen zur Reduktion von CO2 einleiten. Dies betrifft neben einem veränderten Strombezug, eine neue Klimatechnik sowie Druckluftanlage, höhere Recycling-Quoten und Veränderungen in der Logistik. Diese Optimierungen, mit denen wir schon Energie und Emissionen in beträchtlicher Weise einsparen konnten, laufen durch den ständigen Einsatz dieser Software und ihren Identifizierungspotenzialen weiter.

Das vergangene Jahr stellt für uns das erfolgreichste Jahr unserer Firmengeschichte dar und ist zudem wegweisend für den 3D-Druck in unserem Land. Neben dem Umsatzwachstum, weiteren Neueinstellungen und den vielen erfolgreichen Projekten für unsere Kunden, konnte ich unser Konzept der „erlebbaren 3D-Druck Fabrik“ fertigstellen und alles Notwendige für die Umsetzung in diesem Jahr in die Wege leiten. Die „erlebbare 3D-Druck Fabrik“ soll auf über 1.000 qm Fläche eine branchenübergreifende Begegnungsstätte für Unternehmen, Forschungs- , aber auch Bildungseinrichtungen werden in denen alle Aspekte des industriellen 3D-Drucks erlebbar gemacht werden. Ein Haus des 3D-Drucks, in dem konstruiert, designt und produziert wird. Ein Haus, in dem aufgeklärt und ausprobiert wird, und in dem sich zunächst Unternehmen und später auch Schulen und Private über die faszinierenden Dimensionen dieser Schlüsseltechnologie austauschen können. KMUs sollen dort die Möglichkeit haben ihre Mitarbeiter schulen zu lassen, neue Ideen zu entwickeln und diese direkt vor Ort zu testen. Somit können Innovationen schneller auf Umsetzbarkeit und Marktreife hin getestet und entwickelt werden. Die mittelständischen Unternehmen profitieren von der Expertise und Produktionskapazitäten sowie vom direkten Zugriff auf die neuesten Produktionsverfahren des 3D- Drucks.

Ich bewerbe mich um die Auszeichnung als Sachsens Unternehmerin des Jahres 2022, weil ich mich im Sinne des Industrie-Standortes Sachsen bemüht und engagiert habe, über den Horizont des eigenen Unternehmens zu schauen. Um eine innovative Zukunft mitzugestalten, von der auch andere Unternehmen profitieren, insbesondere der Mittelstand, und insgesamt unser Land. Ich bin dabei der festen Überzeugung, dass man an seine unternehmerische Vision glauben, und sich dafür über alle Maßen einsetzen sollte. Der wohl größte Erfolg für mich: Aus einem zwei-Mann Unternehmen haben wir mit der Rapidobject GmbH einen 3D-Druck Lösungsanbieter formen können, der inzwischen 35 Mitarbeitende beschäftigen kann, und im Rahmen des geplanten Wachstums weitere Stellen schaffen wird. Stolz bin ich darauf, dass wir bewusst einige Mitarbeitende aus nicht mehr zukunftsfähigen Branchen eingestellt haben, und sie erfolgreich qualifizieren konnten. Das werden wir auch in Zukunft tun, ganz im Sinne der Geisteshaltung einer unternehmerischen Verantwortung und Nachhaltigkeit.

www.rapidobject.com

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